Die Anfänge des Deichbaus:

Die Nordsee und die Elbe, die ursprünglich mehrere Mündungsarme besaß, haben ihre Sinkstoffe vor der Geest abgelagert und das Gelände allmählich erhöht. An günstigen Stellen bildeten sich so Inseln, die nicht bei jedem neuen Hochwasser überflutet wurden. Diese Stellen waren hervorragende Weideplätze und zogen die Bewohner der hohen Geest mit ihren Herden an. Im weiteren Verlauf wurden hohe Erdhügel, die sogenannten Wurten, errichtet, die auch bei höheren Fluten noch aus dem Wasser ragten. Dadurch wurde verhindert, daß sich Mensch und Tier bei kleineren Sturmfluten auf die höheren Gebiete der Geest zurückziehen mußten. Um trockenen Fusses von einer Wurt zur anderen zu gelangen, wurden sogenannte Wegedämme  gebaut. Diese lokal begrenzten Dämme stellten die ersten Deichlinien dar und boten den Bewohnern in den dahinter liegenden Kögen einen gewissen Schutz. Um nicht alleine der Natur das Schicksal über den Küstenverlauf zu überlassen, begann man etwa ab dem Jahr 1100 n. Christus intensiv mit dem Bau von Deichen entlang der gesamten Küste. Als Material eignete sich hervorragend der schwere Kleiboden aus der näheren Umgebung. Diese Deiche waren natürlich bei weitem nicht so hoch und stabil gebaut wie in der heutigen Zeit. Höhere Sturmfluten durchbrachen in der Folgezeit immer wieder die Deiche und veränderten die norddeutsche Landschaft. So entstand zum Beispiel auch der Jadebusen bei der Julianenflut im Jahre 1164. Vor allem an der nordfriesischen Küste brachen die Fluten große Landgebiete ab und hinterließen immer kleiner werdende Inseln und Halligen. An vielen Stellen im Watt werden noch heute bei extrem niedrigen Wasserständen die Überreste alter Höfe und Ställe sichtbar. Obwohl die heutigen Seedeiche relativ sicher gebaut sind, kann niemand genau vorhersagen, welche Höchstwasserstände beim Zusammentreffen aller ungünstigen Faktoren tatsächlich möglich sind, wie z.B. durch langanhaltenden Nordweststurm, Springflut, hohe Niederschläge und aufgeweichte Deiche oder Fernwellen. Das trügerische Gefühl der Sicherheit, wenn längere Zeit nichts passiert, war es, daß 1954 in Holland und 1962 an der Deutschen Nordseeküste vielen Menschen das Leben kostete.


Eine Sturmflut kann auch Spaß machen, wie man sieht... ;-)