Wie entsteht eine Sturmflut?

Von einer Sturmflut spricht man, wenn das Wasser einen Stand von mindestens 1 Meter über dem mittleren Tidehochwasser (MTHW) erreicht. Die Höhe, die eine Sturmflut tatsächlich erreichen kann, ist abhängig von mehreren Faktoren. Während der Voll- und Neumondzeiten kommt es zu höheren Wasserständen (ca. 0,5 Meter), man spricht dann von einer Springflut. Die Gravitation von Sonne und Mond führt dazu, daß zwei überdurchschnittlich hohe Flutberge die Erde umrunden. Da die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Meridiandurchgängen des Mondes rd. 24 Stunden und 50 Minuten beträgt und zwei Flutberge die Erde umrunden, ist alle 12 Stunden und 25 Minuten erneut mit einem Hochwasserstand zu rechnen. Wenn zu diesen Springflut-Zeiten ein kräftiger Sturm oder Orkan entsteht, sind die Bedingungen für eine hohe Sturmflut gegeben. Wichtig ist auch die Zugrichtung, die ein Sturmtief mit seinem Windfeld einschlägt. Für den Bereich der Elbmündung und somit auch Hamburg, besteht die größte Gefahr, wenn die Fronten eines Sturmtiefs über der Nordsee die Zugrichtung West nach Ost bzw. Nordwest nach Südost nehmen. Dann kann der zu Beginn einsetzende Weststurm bereits ein Abfließen der Wassermassen bei Ebbe behindern, bevor der nach Durchzug der Kaltfront einsetzende Nordweststurm das Wasser dann bei auflaufendem Wasser richtig in den Mündungstrichter der Elbe drückt. So geschehen bei der Flut vom Januar 1976, als der in den Morgenstunden einsetzende Orkan bereits am folgenden Nachmittag den höchsten bisher gemessenen Wasserstand an der Elbmündung mit zahlreichen Deichbrüchen verursachte. Damals zog das Tief sehr schnell durch und mit ihm auch das Windfeld. Hätte sich die Zuggeschwindigkeit des Tiefs jedoch verlangsamt und der Nordweststurm hätte länger angehalten, wären die Folgen während des darauffolgenden Nachthochwassers nicht auszudenken gewesen. Auch die Höhe der gegen die Deiche brandenden Wellen fällt bei Nordwestwind für die niedersächsischen Elbdeiche wesentlich höher und gefährlicher aus. Durch den Bau von Sperrwerken an den Nebenflüssen und Reduzierung der Überflutungspolder (weniger Sommerdeiche) und nicht zuletzt die Flußvertiefung wird der Staueffekt entlang der Elbe noch verstärkt. Das Wasser läuft somit in Hamburg wesentlich höher auf als an der eigentlichen Nordseeküste. Wichtig für den Verlauf einer Sturmflut ist außerdem, wie lange der Sturm seine Intensität und Richtung beibehält. Je höher die gemessene mittlere Windgeschwindigkeit ist, desto höher wird die Flut ausfallen.


Überflutetes Deichvorland zwischen Groden und Altenbruch