Die Heidelandschaft in Holte-Spangen

 

Auch das ist Cuxhaven... Neben Strand und Watt entwickelt sich seit den letzten Jahren eine neue Touristenattraktion in Cuxhaven: Das Küstenheidegebiet erstreckt sich in Nachbarschaft zum Nationalpark Wattenmeer von Cuxhaven-Duhnen bis Oxstedt und ist in Ausprägung und Ausdehnung einmalig. Auf der küstennahen Geest blieben ausgedehnte Heidelandschaften aus Krähenbeere, Besenheide, Sandmagerrasen, Heidemooren und Krattwäldern erhalten. Es ist das größte zusammenhängende Heidegebiet auf dem Festland an der deutschen Nordseeküste. Die Geest im Elbe-Weser-Raum ist ein Überbleibsel der "Saale-Vereisung", die als vorletzte Eiszeit vor etwa 100.000 Jahren zu Ende ging. Von Skandinavien her schoben Gletscher damals gewaltige Mengen Gestein und Bodenmaterial vor sich her. So entstand auch der Geestrücken "Hohe Lieth". Die höchste Erhebung ist die "Holtjer Höhe" in Altenwalde mit einer Höhe von immerhin 29,1m. Im Gegensatz zur umgebenden, fruchtbaren Marsch konnte sich auf der Geest nur eine karge Vegetation entwickeln. Das Geestkliff in der Duhner Heide grenzt direkt an die Salzwiesen und entstand erst während der jüngsten "Weichsel-Vereisung" vor ca. 10.000 Jahren. Durch die nachfolgende Klimaerwärmung und den ansteigenden Meeresspiegel nagten hohe Fluten an dem Land, so dass sich vor ca. 2.700 Jahren die heutige Küstenlinie bildete. Nach dem Ende der letzten Eiszeit bewaldete sich die Geest allmählich wieder. Als vor ca. 5.000 Jahren die letzten Steinzeitmenschen (zuvor Jäger und Sammler) sesshaft wurden, rodeten sie den Wald, um Ackerland zu gewinnen. Außerdem wurde das Vieh zum Weiden in den Wald getrieben, was zur Folge hatte, dass sich der Wald nicht mehr auf natürliche Weise verjüngen konnte. Durch die Übernutzung der Landschaft entstanden weite offene Heideflächen auf der Geest. Auf den nährstoffarmen Sandböden bauten die Geestbauern in den folgenden Jahrhunderten fast ausschließlich Roggen an.

 

Malerische Wege auf dem "Erkundungspfad" zwischen Sahlenburg und Duhnen

 
Erst nach 1850 leitete eine Agrarreform mit Flurbereinigung und die Erfindung von Kunstdünger und Dampfmaschine eine Veränderung der Geest im Elbe-Weser-Dreieck ein. Die Bauern wandelten erstmals Heideflächen zu Äckern um, zeitgleich wurden Aufforstungen, wie z.B. der heutige Wernerwald um 1880 angelegt. Nach dem 2. Weltkrieg wurden dann großflächig Heideflächen in Ackerland umgewandelt. Die militärische Nutzung zu Übungszwecken hatte glücklicherweise den Nebeneffekt, dass an vielen Stellen Heiden und Trockenrasen erhalten blieb, der heute unter Naturschutz steht. Bereits in den 1930er Jahren begann der amtliche Naturschutz in Cuxhaven für die Bereiche Finkenmoor, Duhner Ringwall, Burgwall, Kahleberg und Großer und Kleiner Helmersberg. Im Jahr 1959 wurde die Duhner Heide als Landschaftsteil geschützt. In den 1980er Jahren setzten sich Günter Köster und Werner Böckelmann für die Erweiterung der Restheiden ein. Von 1993 bis 2000 entstand das Naturschutzgroßprojekt "Krähenbeer-Küstenheiden", das neben der Duhner und Sahlenburger Heide  auch den Wernerwald und weite Teile des damaligen Truppenübungsplatzes Altenwalde umfasste. Für das europäische Schutzgebietssystem "Natura 2000" meldete das Land Niedersachsen im Jahr 1999 die Cuxhavener Küstenheiden als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) nach Brüssel und hob damit die internationale Bedeutung des Gebietes hervor. Ende 2003 gab die Bundeswehr den Truppenübungsplatz überraschend auf und ein Jahr später wies das Land Niedersachsen die Cuxhavener Küstenheiden als Naturschutzgebiet aus. Es entstand das LIFE-Natur-Projekt (Große Pflanzenfresser zur Pflege und Erhaltung von Küstenheiden) mit der Beweidung mit Heckrindern, Koniks und Wisenten. Früher trug die Beweidung zum Entstehen der Heiden bei, heute dient sie zu deren Erhaltung. Dabei geht es darum, die aufkommende Verbuschung in Grenzen zu halten und eine übermäßige Nährstoffanreicherung zu verhindern. Ein umfangreiches Wegesystem sorgt heute dafür, dass die die Cuxhavener Küstenheiden unter Schutz gestellt sind und dennoch individuell erlebbar bleiben. Auf Wanderwegen, per Rad oder zu Pferd können Besucher die Natur genießen. Die Cuxhavener Küstenheiden sind außerordentlich vielfältig. Sandheide, Moorheide und Krähenbeerheide wechseln sich mit Magerrasen, Mooren und lichten Eichen- und Kiefernwäldern ab. Die häufigsten Heidearten sind die Besenheide, Krähenbeere und die Glockenheide. Insgesamt hat man im Küstenheidegebiet über 500 Pflanzenarten festgestellt. Ferner können hier rund 70 Brut- und 60 Rastvogelarten beobachtet werden. Eine Herde aus Schnucken und Ziegen beweidet eine rd. 300ha große Fläche mit Heiden und Magerrasen. Auf der Holtjer Höhe trifft man auf magerem Grünland ganzjährig auf eine Herde Salers-Rinder, die die weitere Verbreitung der Traubenkirsche verhindern. Auf den weiten Flächen des ehemaligen Truppenübungsplatzes Altenwalde trifft man auf drei jeweils ca. 100ha großen Koppeln auf Heckrinder und Koniks. Auch Wisente werden zur Landschaftspflege eingesetzt. Am Rande der Duhner Heide kann man von der Beobachtungsplattform einen einzigartigen Rundblick auf den Weltschifffahrtsweg Elbe, das Watt bis Neuwerk, die Salzwiesen in der Neulandgewinnung und die Duhner Heide genießen. An der Duhner Plattform ist auch der Start- und Endpunkt des "Entdeckungspfades Duhner Heide", der entlang eines knapp 2 Km langen Rundpfades auf 12 Tafeln über die Besonderheiten der Landschaft informiert. Der 1880 gepflanzte Wernerwald in Sahlenburg ist mit rd. 315 ha Fläche der einzige Wald an der Nordseeküste mit direktem Übergang zum Wattenmeer. Der starke, salzhaltige Seewind erschwerte anfangs die Anpflanzung, so daß zunächst nur widerstandsfähige Nadelbäume, wie die Schwarzkiefer, eine Chance hatten. Bedingt durch das stabile Waldklima gedeihen inzwischen auch anspruchsvollere Laubbäume. Inzwischen geht die Entwicklung zu einem standortgerechten Mischwald. Eine Besonderheit an der Küste ist das nach dem Sahlenburger Familiennamen Finck benannte Finkenmoor im Wernerwald. Im Laufe von Jahrtausenden entwickelte sich hier durch natürliche Verlandung aus dem Gewässer ein Moor. Der westliche Teil wurde übrigens Anfang des 20. Jh. kurzzeitig durchbrochen, um das Moor zu entwässern und Wald anzupflanzen. Wenig später wurde der Abfluss jedoch wieder verschlossen und im Jahr 1938 wurde das Finkenmoor als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Nordöstlich des Wernerwalds liegt das Landschaftsschutzgebiet Sahlenburger Wacholderheide mit dem Sahlenburger Steertmoor, das bereits 1955 unter Schutz gestellt wurde. Die Spanger Heide wurde bis vor wenigen Jahren fast vollständig land- und forstwirtschaftlich genutzt. Im Rahmen des Projektes "Krähenbeer-Küstenheiden" wurden Flächen erworben, um hier Heide anzusiedeln. Bei Arensch hat sich an der Küste eine isolierte Rest-Heide erhalten, die allerdings stark von Verbuschung bedroht ist. Weiter im Süden befinden sich auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Altenwalde weite Bereiche der Altenwalder Heide, Holter Heide, Berenscher Heide und der Oxstedter Heide. Die "Südlichen Heiden" haben viele Prädikate: Europäisches Schutzgebiet (FFH), Nationales Naturerbe, Naturschutzgebiet und LIFE-Natur - Projektgebiet. Besucher können hier den 3 Km langen "Naturerlebnispfad Holter Heide" mit 9 Stationen erwandern oder mit dem Rad die Heidelandschaft genießen. Seltene Vogelarten, Zauneidechsen, Libellen u.a. Tierarten lassen sich hier gut beobachten. Besucher sollten aber nur die befestigten und gekennzeichneten Rad- und Wanderwege benutzen. So vermeidet man, daß empfindliche Pflanzen zertreten und Tiere beunruhigt werden. Während der Brut- und Setzzeit vom 1. April bis 15. Juli gilt hier Leinenzwang für Hunde. Auch Pferdefreunde finden ein weit reichendes Wegenetz vor. Für die Unterhaltung des 60 Km langen Reitwegenetzes wird über eine Vignette eine Gebühr erhoben.

 


Die blühende Heidelandschaft in Cuxhaven-Duhnen

 


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